Das Festliegen der Kühe durch Kalkung reduzieren

Den DACB gezielt beeinflussen

Auf fast allen Betrieben tritt Milchfieber auf. Es gibt aber Betriebe, die nur sehr wenig bzw. keine Probleme mit Milchfieber haben. Erfahrungen haben gezeigt, dass dies häufig mit dem Zustand der Böden zusammenhängt. Ausgelöst wird Milchfieber durch einen gestörten Kalziumhaushalt der Kuh. Ein Grund dafür ist eine zu basenreiche Fütterung in der Trockenstehzeit. Probleme bereiten hier die Nährstoffe Natrium und Kalium, wobei Kalium die wesentlich größere Rolle spielt. Bei zu hohen Kaliumgehalten in der Ration können Kalzium und Magnesium kaum resorbiert und in die Knochen eingelagert werden. Ein Kalzium- und Magnesiummangel nach dem Abkalben ist dann die Folge. Die Kuh liegt fest. Ein Konzept zur Vermeidung von Milchfieber ist der DACB-Wert. Er errechnet sich aus der Differenz der basischen Nährelemente Kalium und Natrium minus den anionischen Elementen Chlorid und Sulfat. Der Kalziumgehalt des Futtermittels hat keinen Einfluss auf den DACB-Wert. Der DACB-Wert sollte in der Trockenstehzeit -100 bis 0 und in der Laktation max. +200 betragen. Bei zu kaliumreichem Futter kann der Wert auf über +500 steigen. Die Gefahr für Milchfieber steigt dadurch erheblich. Schweizer Forscher haben gezeigt, dass mit einem kaliumarmen Heu (13 g Kalium je kg TS) vor dem Abkalben der DACB-Wert halbiert werden kann. Zusätzlich stieg die Futter- und Kalziumaufnahme nach dem Abkalben stärker an. Das Absenken des Kaliumgehaltes und die Verbesserung des Kalium-Kalzium-Verhältnisses im Grundfutter ist also ein einfacher Weg, den DACB-Wert zu senken und Milchfieber vorzubeugen.

Woher kommt das Kalium?

Kalium kommt in fast allen Böden sehr häufig vor. Es stammt aus der Verwitterung von kalium- haltigen Mineralien wie Feldspat. Kalium wird von den Pflanzen über den Transpirationsstrom aus dem Boden aufgenommen. Bei hohen Kaliumgehalten an der inneren Bodenoberfläche (Sorptionskomplex) und somit im Bodenwasser, nehmen die Pflanzen Kalium weit über den eigentlichen Bedarf hin auf (Luxuskonsum). Ein Boden mit einer optimalen Nährstoffverteilung zeichnet sich durch eine Kalziumsättigung von 60 – 80 %, einer Magnesiumsättigung von 10 – 15 % und einer Kaliumsättigung von 1,5 – 4 % aus. Böden mit intensiv geführten Grünlandbeständen weisen auf vielen Betrieben eine zu geringe Kalzium- und eine deutlich zu hohe Kaliumsättigung auf. Dieses Ungleichgewicht der Nährstoffe führt oft zu stark überhöhten Kaliumgehalten von über 40 g/kg TS im Grundfutter. Auch extensiv bewirtschaftete Flächen mit hohen Gräser- und Kräuteranteilen können überhöhte Kaliumgehalte aufweisen. Wiederkäuer haben aber nur einen geringen Kaliumbedarf (ca. 15 g/kg TS Futtermittel) und scheiden den Großteil wieder aus. In der Gülle liegt Kalium dann in sehr großen Mengen in reiner Form vor. Über die Gülleausbringung gelangt das Kalium wieder in den Boden, der Kreislauf schließt sich und es kommt zu einer Kaliumanreicherung. Durch Zukauffuttermittel wird zusätzliches Kalium auf den Betrieb importiert. Kaliumverluste durch Auswaschung finden nur in sehr geringen Mengen und nur auf sehr leichten Böden statt. Auf schweren Böden kann Kalium durch Kaliumfixierung zwar zum Teil gebunden werden. Ist die Kaliumfixierung aber abgesättigt, steht überschüssiges Kalium wieder den Pflanzen zur Verfügung. In Summe reichert sich Kalium im Boden und den Pflanzen an.

Mit Kalk Milchfieber vorbeugen

Um den DACB-Wert zu senken, können anionische Salze zugefüttert werden. Diese sind für Wiederkäuer nicht sehr schmackhaft und können zu einer beträchtlichen Reduzierung der Futteraufnahme führen. Durch eine Erhöhung des Leguminosenanteils im Grundfutter kann der Kaliumgehalt leicht gesenkt und der Kalziumanteil erhöht werden. Ein zufriedenstellendes Ergebnis liefern beide Maßnahmen in der Praxis nicht. Ein vielversprechender Ansatz aus Deutschland ist, basiert auf der Optimierung des Kalium-Kalzium-Verhältnisses im Boden und der Pflanze. Berichte und Praxiserfahrungen aus Bayern haben die Möglichkeit, mit einer Kalkung Milchfieber vorzubeugen, bestätigt. Betriebe, die regelmäßig kalken, haben wesentlich geringere Probleme mit dem Festliegen der Kühe. Um die praktischen Erfahrungen genauer zu untersuchen, werden aktuell wissenschaftliche Studien durchgeführt.

In der Praxis

Kohlensaurer Kalk löst sich im Boden kontinuierlich auf, erhöht bzw. stabilisiert den pH-Wert, liefert Kalzium zur Pflanzenernährung und dient als Gegenspieler zu Kalium. Bei gut mit Kalk versorgten Böden sind Kalzium und Kalium in einem optimalen Verhältnis zueinander – Milchfieber tritt wesentlich seltener auf. Auf Betrieben in Oberfranken (Deutschland) hat sich gezeigt, dass trotz sehr hoher Kaliumfrachten aus der Gülle, bei regelmäßiger Kalkung, der DACB-Wert nicht über sehr gute 270 gestiegen ist. Wichtig ist neben der Erhaltungskalkung im Frühjahr oder Herbst, am besten nach jedem, zumindest nach dem ersten Schnitt bzw. zu jeder Gülleausbringung, einen Kalziumausgleich mit entsprechenden Mengen an kohlensaurem Kalk durchzuführen (siehe Tab. 1). Granulierte Kalkformen, die mit dem eigenen Düngerstreuer ausgebracht werden können, eignen sich für eine regelmäßige Kalkung sehr gut. In der Praxis haben sich schwefelhaltige, kohlensaure Kalke mit Gips bewährt. Der Schwefel liegt in leicht pflanzenverfügbarer Form als Sulfat vor. Der dadurch bedingte höhere Schwefelgehalt der Pflanzen reduziert den DACB-Wert deutlich und verringert die Milchfiebergefahr weiter. Zusätzlich steigt durch den Schwefel die N-Aufnahme der Pflanzen. Als unmittelbarer Ausgleich zu den hohen Kaliumgehalten in der Gülle eignet sich auch hochfein vermahlener, kohlensaurer Kalk, der direkt in die Gülle eingeblasen und gemeinsam mit dieser ausgebracht wird. Dies verbessert zusätzlich die Stickstoffaufnahme, reduziert die Geruchsbelästigung und beugt einer Bodenversauerung vor.  Auf Böden mit hohen pH-Werten (> 7,3) sollte anstatt Kalk reiner Gips als Kalzium- und Schwefelquelle ausgebracht werden. Dieser erhöht den pH-Wert nicht. Auf vielen deutschen Betrieben ist der Einsatz von Kalk im Stall schon lange gängige Praxis. Ob als Einstreupulver oder in Form einer Kalk-Stroh-Matratze, verbessert auch Kalk im Stall über die Gülle- und Mistausbringung die Kalziumsättigung der Böden. Die Praxis hat gezeigt: Werden die Nährstoffverhältnisse im Boden optimal eingestellt, können daraus resultierende Probleme im Stall wie Milchfieber effizient und einfach vermieden werden. Professionelle Pflanzen- und Bodenanalysen, die auch die Nährstoffverhältnisse am Sorptionskomplex erheben, zeigen vorhandene oder beginnende Bodenprobleme sehr gut auf und dadurch können Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Frei nach dem Sprichwort: gesunder Boden, gesunde Pflanze, gesundes Tier.

Passende Kalke für Grünland & Alm oder Stall- & Güllekalke

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